Mit 14 Jahren: Paris als paralympischer Schnupperkurs

8. Oktober 2024 | Nachwuchssportler*in

Wer rastet, der rostet – und er kommt vor allem nicht voran. Deshalb fühlte sich das Trainingslager quasi unmittelbar nach dem Saisonhöhepunkt für Johanna Döhler schon wieder genau richtig an. Zweieinhalb Wochen Pause genügten, um die Akkus zu füllen. Mehr sogar als das. „Ich hatte schon wieder zu viel Energie und bin zu Hause herumgesprungen“, sagt die 14-Jährige.

So ganz zurück in den Alltag führte das Trainingslager in Freiburg die junge Berlinerin allerdings nicht gleich. Es war eher ein Schnupperkurs für ihre Schwimmgruppe, um andere Sportarten für das Ausdauertraining kennenzulernen. Im Prinzip also ganz ähnlich wie das, was sie kürzlich bei den Paralympics erlebte. Dort ging es für sie darum, Erfahrungen, Emotionen und Eindrücke mitzunehmen „für die ersten richtigen Paralympics, um dann besser gewappnet zu sein“, wie Mutter Jessica Döhler erzählt.

Döhler ist schon zum zweiten Mal Nachwuchssportlerin

Moment. Paralympics, mit 14 Jahren? Andere träumen in dem Alter von sportlichen Großevents, aber Johanna Döhler ist schon mit dabei. Paris war ein riesiges Abenteuer, „viele Menschen aus so vielen unterschiedlichen Nationen“ faszinierten die Berlinerin ebenso wie die Stimmung in der La Defense Arena. Dort wurde es so laut, „da hat man immer Gänsehaut bekommen“.

Sportlich gingen leider nicht alle Wünsche in Erfüllung. „Ich hätte es mir besser vorstellen können, aber es war ok“, so Döhler. Sie wollte eine Bestzeit aufstellen, blieb aber ein paar Sekunden darüber. Für Platz neun über 400 Meter Freistil in der Klasse S 13 erhält die sehbehinderte Athletin jedoch die Auszeichnung als Nachwuchssportlerin des Monats Oktober. Es ist bereits ihre zweite Ehrung, schon im Dezember 2022 wurde Johanna Döhler als Nachwuchsathletin ausgezeichnet.

Familie ist große Unterstützung für die Berlinerin

Das Talent hat die Erwartungen also bestätigt, sich immer weiter verbessert und sehr früh den Sprung auf die ganz große Bühne geschafft. Was Anfang des Jahres allerdings noch nicht absehbar gewesen ist. Im April wurde Paris plötzlich ein realistisches Ziel. „Das ging alles holterdiepolter“, sagt die Mutter, die mit reichlich Anhang in der französischen Metropole dabei war und Johanna lautstark unterstützte.

Das half in diesem paralympischen Trubel. „Man hat es auf jeden Fall gehört, das war schon ein Kick“, so die Schülerin des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin, die über 100 Meter Brust Platz zwölf und über 200 Meter Lagen Rang elf belegte bei ihrer Premiere, die ja immer mit viel Aufregung verbunden ist. „Sie hat es ziemlich cool und locker genommen, weil sie wusste, dass keine großen Ansprüche gestellt werden“, sagt Jessica Döhler: „Sie wusste, sie war nicht als Medaillenhoffnung dabei, sondern um zu lernen.“

Döhler wohnt mit Goldgewinnern in einem Apartment

Von den Besten, mit den Goldgewinnern Elena Semechin und Taliso Engel wohnte Johanna Döhler im paralympischen Dorf in einem Apartment. Über den Weg lief sie ihnen trotzdem nur selten. Jetzt wird spannend, wohin die Berlinerin diese Paris-Erfahrung führen kann. Trainer Benjamin Lück will auf keinen Druck aufbauen, wenn er in Richtung Los Angeles 2028 blickt. „Johanna bringt ganz viel mit von dem, was wir uns wünschen. Das Potenzial ist gegeben“, erzählt er. Medaillen sind in LA dennoch kein Selbstläufer. Aber die Berlinerin arbeitet schon daran, immer besser zu werden.

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