Durch die Luft fliegen, Salti drehen – dann ist Marla Kranz in ihrem Element. Die 13 Jahre alte Schülerin der Katholischen Schule Liebfrauen in Westend taucht gern in eine Traumwelt ein, ob als Turnerin am Boden, oder wenn sie sich der Fantasywelt der Buchreihe „Keeper of the Lost Cities“ hingibt. Dabei bringt ihr Sport alles mit, nur nicht wirklich Leichtigkeit.
Doch gerade weil sie diese Herausforderungen meistert, im Training und auch bei ihren Wettkämpfen, wurde Marla Kranz zur Berliner Nachwuchssportlerin des Monats November gekürt. Denn bei den deutschen Mehrkampfmeisterschaften im Jahn-Sechskampf war sie in diesem Jahr nicht zu schlagen.
Der Jahn-Sechskampf ist ein anspruchsvolles Programm. Neben dem Turnen (Boden und Stufenbarren) zählen auch Leichtathletik (75-Meter-Lauf und Kugelstoßen) und Schwimmen (50 Meter Brust und Kunstspringen) dazu. Wie die Schülerin das alles schafft? „Keine Ahnung. Üben“, sagt sie einfach.
Für Marla Kranz hat alles vor acht Jahren begonnen
Seit acht Jahren, als sie beim Charlottenburger TSV erstmals mit dem Turnen in Berührung kam, ist sie nun schon dabei. Es waren die glitzernden Turnanzüge, die Marla in ihren Bann gezogen hatten. „Dazu sagt eine Fünfjährige natürlich ja“, erinnert sich Marlas Mutter Cornelia Kranz an die Anfänge.
Inzwischen hat sich zusammen mit einigen weiteren Mädchen, die ebenso wie Marla vor acht Jahren mit dem Turnen begonnen hatten, eine große Freundschaft entwickelt. „Wir feuern uns gegenseitig an. Vor jeder Übung sagen wir: Das schaffst du. Aber wir trösten uns auch, wenn es nicht so gut funktioniert hat“, erzählt Marla.
Dieser Teamgeist in einer Sportart, in der man eigentlich auf sich allein gestellt ist, ist auch Antrieb für das Meistern der Schwierigkeiten, die das Training mit sich bringt. Und damit sind nicht die Übungen gemeint. „Das Schwimm-Training ist aktuell sehr kompliziert, weil es gerade in Charlottenburg keine guten Hallen gibt, die die Voraussetzungen mit Sprungbrettern erfüllen. Darum müssen wir immer zur Landsberger Allee oder nach Spandau fahren“, berichtet Cornelia Kranz.
Das Training entpuppt sich als größte Herausforderung
Dieses Hin und Her gilt auch für Wettkämpfe in Berlin. Turnen und Leichtathletik in Schöneberg, Schwimmen im Kombibad Lipschitzallee in Neukölln – „das macht die Situation doppelt umständlich und anstrengend“, sagt Cornelia Kranz. Es ist das Los, das viele Sportarten in Berlin teilen. Erst recht, wenn sie wie der Jahn-Sechskampf eher dem Breitensport als dem olympischen Sport zuzurechnen sind.
Tochter Marla lässt sich dennoch nicht von ihren Zielen abbringen. Die Berliner Meisterin von 2023 und 2024 nimmt längst das Jahr 2025 ins Visier. „Nächstes Jahr ist in Leipzig das Turnfest mit den deutschen Meisterschaften. Und ja, da möchte ich gut abschneiden“, sagt sie selbstbewusst. Mit vielen Salti beim Bodenturnen, so leichtfüßig wie eine Elfe aus der Fantasywelt der „Keeper of the Lost Cities“.